Malah: War länger wegen Krankheit geschlossen.

Ich habe eine seltene genetische Erkrankung diagnostiziert bekommen. Heute denke ich, dass dieser Gendefekt auch meinen künstlerischen Prozess wesentlich beeinflusst hat. Dieser Gendefekt macht das Bindegewebe instabil und bei meinen Projekten, hauptsächlich auch den Performances heisst es: die gehen unter die, also unter meine, Haut. Die Haut, der Körper sind wesentliche Erfahrungsinstrumente für mich. Mit einer schweren Krankheit ist man ohnehin, fragil, nackt. Und bei dem Ehlers-Danlos-Syndrom ist die Haut sehr verletzlich, als Kind war ich daher am liebsten unbekleidet. Es war immer schön, wenn man die kratzige Kleidung der 80er abends abwerfen konnte, um als „Nackerfrosch“ oder „Nacktfroscherl“, so sagte meine Großmutter, die sich auch nicht für Nachrichten interessierte, zwischen auf den Bildschirm fixierten Erwachsenen herumzuspringen konnte. Die Umwelt stürmt überhaupt sehr auf einen ein. Damit meine ich nicht nur, dass man mit einer seltenen genetischen Erkrankung viel mehr Probleme und nicht nur gesundheitliche, hat als andere, sondern auch, es gibt keine Filter, keine Schutzzone, man ist neurodivers, gendivers ( über den diversen Ansatz sind Abweichungen sind nicht mehr pathologisch konnotiert, sondern Facetten in einem Spektrum).

Daher interessiert mich der Umwelt ausgesetzte Körper, Umwelt ist hierbei politisch zu verstehen, also das Spannungsfeld zwischen Autonomie und Abhängig-sein, zwischen Streben und Geworfen-sein.

Durch diese Erkrankung habe ich nicht nur andere Intensitäten, sondern auch andere Wahrnehmungszonen und Verknüpfungen.  Im französischen Fragebogen (die Erkrankung wurde in Frankreich diagnostiziert, weil sie in Deutschland damals kaum bekannt war), wird zum Beispiel danach gefragt, ob das Signe du coq à l‘ane vorliegt, also ob man schnell das Sujet wechselt- in der Wechselwirkung mit der Umwelt ist man sehr assoziativ, ein Wort, Farbe, Klang und schon ergibt sich ein neuer Zusammenhang, der für „normale“ Personen mitunter nicht ersichtlich ist. Ich habe mal in einem ethnologischen Buch gelesen, dass als man Personen einer eines isolierten Volkes Anfang des 20.Jh die Errungenschaft der Filmkunst vorführte, diese sich gar nicht für das Treiben auf der Leinwand interessierten, sondern für die Lichtreflexe, für die die Projektion auf den nahen Bäumen sorgte. Ein schönes Bild für unterschiedliche Perspektiven…..


Aber sehen Sie selbst….. Überblick über Arbeiten…. irgendwann….

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